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Festrede von Mag. Thomas Buschta v/o Buschtus
bei Clunias Osterkommers im Hotel „Montfort“ am 28.03.2005

Liebe Clunierinnen und Clunier, liebe Gäste!

1999 bin ich hier an der gleichen Stelle, beim gleichen Anlass gestanden und durfte eine Festrede vortragen. Reden zu halten, gehört normalerweise nicht zu meinen alltäglichen Tätigkeiten, meine Meinung und Vorstellung kundzutun allerdings schon. Eine Festrede zu halten und vorzubereiten, bietet einem (heute mir) eine ebenfalls nicht alltägliche Möglichkeit – vergangene Zeiten und Taten Revue passieren zu lassen. Ich habe mir intensiver als sonst Gedanken gemacht, über die Clunia und was es für mich bedeutet, Clunier oder Couleurstudent zu sein. Das ist gut so.

Ich bin in den letzten Tagen in Gedanken meine Zeit als Couleurstudent durchgegangen. Es sind mir viele Dinge wieder in Erinnerung gekommen. Dinge, die ich gemacht habe, Situationen, in denen ich war. Viele, die ich schon vergessen hatte und mir wieder Freude bereitet haben und viele, die ich eigentlich lieber nicht mehr so genau wissen wollte.

Als ich zur Clunia gekommen bin, durfte niemand etwas davon wissen – habe ich mir zumindest gedacht. Ich weiss noch - das war im Juni. Ein halbes Jahr später war keiner ausser den 2 anderen aus meiner Klasse, die auch bei Clunia waren, eingeweiht. Bei der Krambambulikneipe wurde ich geburscht und habe dann beim Maturaball (es war nicht mein eigener) voller Stolz mein Band präsentiert. Von da weg war ich, so glaube ich zumindest, kein zaghafter Clunier mehr. In der Schule wusste jeder, dass ich bei der Clunia war, wir haben in den unteren Klassen, nicht mit sehr grossem Erfolg, aber doch intensiv gekeilt. Für mich war diese Verbindung eine wichtige Heimat, mit dessen Zielen ich mich ganz und gar identifizieren konnte. Die Schulzeit geht vorbei, das Militär kommt und geht, und das Studium beginnt. Bei einer Hochschulverbindung habe ich meine zweite couleurstudentische Heimat gefunden und war ebenso überzeugt wie zuvor bei Clunia. Als ich 1999 dort philistriert wurde, war ich in 3 Verbindungen insgesamt 8 Jahre aktiv. Ich habe diese (kurze oder lange) Zeit aus meiner Sicht auch intensiv genutzt und meine Ideale in meine Verbindungen gelegt.

In dieser Zeit hatte ich ein Bild, dieses Bild war recht klar: „Das war für mich Verbindung.“ Bei Clunia wurde ich zu einer Zeit rezipiert, in der eine grosse Veränderung im Gange war. Diese Veränderung war offensichtlich und jedem klar und ich konnte sie mittragen. Bei meiner Hochschulverbindung später war auch eine Veränderung im Gange, diese war jedoch nicht klar und spielte sich im Verborgenen ab. Ich möchte nicht genau darauf eingehen, aber die Realität stimmte zum Ende meines Studiums nicht mehr mit meinem Bild von Verbindung überein.
Es ist schwierig, wenn man eine Idealvorstellung über die Wirklichkeit legen möchte und meint, dass es auch noch übereinstimmen muss. Ich war in einem Gewissenskonflikt.

In irgendeinem Seminar auf der Uni, ich weiss wirklich nicht mehr genau wo, haben wir verschiedene Handlungsalternativen durchgenommen:

- Love it
- Change it or
- Leave it

Das ist Englisch. Die anglophob Angehauchten mögen es mir verzeihen. Mir sind diese 3 Alternativen heute noch wichtig und ich stelle mir sie in verschiedensten Situationen vor Augen, wenn ich unzufrieden bin.

Love it – akzeptiere es
Ich glaube bei Johann Strauss in der Fledermaus heisst es: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist“. - Also kann oder will ich etwas nicht ändern oder beeinflussen, ist eine Alternative, es zu akzeptieren und mich damit zu arrangieren.

Change it
Die zweite, meist die weitaus mühsamere Alternative, ist es, zu versuchen, die Situation in seinem Sinne zu verändern.

Leave it
Lass es sein, wirf es hin und mach etwas anderes. Das ist meist eine einfache Sache.

Die Entscheidung zwischen einer der Alternativen – love it, change it or leave it, ist oft wirklich keine sehr einfache, besonders, wenn einem die Sache am Herzen liegt. Noch viel weniger einfach ist es allerdings, sich nicht zu entscheiden und zwischen den Alternativen hin und herzuirren. In diesem Fall weiss man selbst nicht, woran man ist und die anderen wissen es auch nicht. Meist zieht sich eine unbefriedigende Situation über eine lange Zeit und eine Besserung ist nicht in Sicht.

In meiner oben erwähnten Situation, als das Idealbild meiner Hochschulverbindung nicht mehr mit der Realität übereinstimmte, habe ich mich für Alternative 2 entschieden – change it. Das war ein sehr mühsamer Weg, der mir nicht nur Freunde eingebracht hat. Ich tat es aber mit Überzeugung und das war mir wichtig. Wenn aber mehrere versuchen, etwas in gegenseitige Richtungen zu verändern, kann das entweder zu einem langwierigen Streit ausarten oder eine der Parteien zieht sich zurück, um den Schaden zu reduzieren. Das habe ich gemacht.
Ich hatte dann noch zwei Alternativen – Love it or Leave it. Konnte ich mich arrangieren oder sollte ich meinen Hut nehmen. Um mich kurz zu fassen, habe ich mich schlussendlich für Love it entschieden, ich habe meine Situation akzeptiert.

Im Nachhinein bin ich sehr froh, mich nicht für Leave it entschieden zu haben und habe auch später in meiner Hochschulverbindung meine Heimat wiedergefunden.
Was möchte ich damit sagen und was hat das mit Clunia zu tun?

1. Eine Couleurstudentische Heimat ist nicht nur meine Mittelschulverbindung Clunia, das können auch wie in meinem Fall die Hochschulverbindungen Leopoldina oder Claudiana sein. Für meine persönliche Beziehung zu jeder dieser Verbindungen ist die Gesamtheit wichtig und ich kann von meinen Erfahrungen profitieren, was mich an diese Heimat Coulerstudententum und ihre Prinzipien bindet. Für alle von Euch, die am Ende Ihrer Schulzeit stehen, in Clunia eine Heimat gefunden haben und sich für ein Universitätsstudium entscheiden, kann ich nur nahe legen, einer Hochschulverbindung beizutreten, ganze egal wie sie heisst und welche Farben sie hat. Sie wird nicht gleich wie die Clunia sein, aber es wird Euch an Eure couleurstudentische Heimat und auch an Clunia binden.

2. In Eurer Zeit bei Clunia oder einer anderen Verbindung wird es Veränderungen geben, die nicht immer offensichtlich sind, diese Veränderungen tun oft weh und können zu einem Konflikt mit sich selbst führen. Überlegt Euch die Alternativen. Wenn Ihr überzeugt seid, versucht zu verändern und zu beeinflussen. Der Versuch einer Veränderung sollte zum Positiven führen. Wenn er das nicht tut, sondern die Lage für die Gesamtheit verschlimmert, kann es auch sinnvoll sein, zum Wohl der Gesamtheit zu akzeptieren. Denn es gibt auch die Zeit, in der Akzeptieren, eine gute Alternative ist.
Bitte wählt die letzte Alternative Leave it nur dann, wenn es wirklich nicht mehr geht. Sie ist so verlockend, einfach und schnell. Komm ich hör auf und lass das alles hinter mir. Ich wünsche mir, dass wir uns nicht zu schnell für den leichten Weg entscheiden und oft etwas länger durchhalten.

3. Love it, change it or leave it
Merkt Euch diese 3 Alternativen, nicht nur in der Verbindung, es gibt so viele Bereiche, in denen sie Gültigkeit haben können – im Beruf, in der Partnerschaft, bei der Kirche. Ich glaube Ihr findet auch genug, worauf sie passen können, vielleicht ist der eine oder andere von Euch gerade im Moment in einer Situation, in der es besser wäre zu entscheiden.

Auf jeden Fall ist es wichtig zu entscheiden, für sich und für die anderen, ein ewiges Hin und Her hilft letztlich niemandem. Love it, leave it or change it – Ihr habt immer die Wahl.

Ich hoffe, Ihr hattet ein schönes Osterfest und wünsche Euch heute Abend noch einen schönen Ausklang.

Dixi.

Mag. Thomas Buschta v/o Buschtus

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