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Laudatio auf
Pfarrer. i.R. Anton Kegele
Jubelbandverleihung bei Clunias Osterkommers
Feldkirch, Hotel „Montfort“, 28.03.2005

Im Großen Walsertal stellen nicht nur die alten Gasthäuser mehr oder weniger kunstvoll gearbeitete Schilder zur Schau, sondern auch die Pfarrhäuser. Wenn ihr also in Buchboden ein altes Haus oder „Hüsle“ mit so einem Schild seht, handelt es sich nicht um das ehemalige „Gasthaus zum Kelch“, sondern um einen verwaisten Pfarrhof. Als Bub habe ich mich immer gefragt, was wohl die gesalbten Lettern „A“ und „K“ bedeuten werden, die links und rechts des Kelches prangen. Später hat mich unser Philistersenior Lorenz Konzett eingeweiht, dass es sich bei diesem Heiligen um unseren Bundesbruder Pfarrer Anton Kegele handle, der sich damit in Buchbodens Kunst- und Kirchengeschichte verewigt hat.

Heute, Hochwürden, habe ich die Ehre, das hohe Lied auf dich zu singen, um dich als feinen Menschen zu würdigen, der „Clunia“ über 150 Semester die Treue gehalten hat (was, wie wir alle wissen, nicht immer einfach war und ist).

Dir muss ich über dein Leben nicht viel erzählen, gestatte mir aber, wenn ich es den Unwissenden kurz in groben Zügen ausbreite.

Anton Kegele wird am 24. Februar 1912 als achtes von zwölf Kindern in eine Lehrerfamilie in Weiler geboren. Obwohl der Vater früh stirbt, dürfen die vier Kegele-Buben in Feldkirch das Bundesgymnasium besuchen. Zwischen 1917 und 1940 finden wir immer einen talentierten Kegele in der „Kiste“. Zwei Brüder werden aus dem Weltkrieg nicht mehr heimkehren.

Anton folgt seinem Bruder Josef auch in die „Clunia“. Josef Kegele v/o Rolf war einer der hervorragenden Senioren der Zwischenkriegszeit, der sich später der Öffentlichkeitsarbeit verschrieb. Nach der Befreiung von der Hitlerdiktatur 1945 baute er die Presse- und Rundfunkstelle der Landesregierung auf. Der Zufall will es, oder ist es Bestimmung, dass sein Nachfolger Peter Marte v/o PAM in die Kegele-Sippe eingeheiratet hat.

Doch halt: Eigentlich wollte ich ja von Anton erzählen. Er wird am 15. September 1929 von Fuchsmajor Alois Hug v/o Roland in die „Clunia“ aufgenommen; beim Anfangskommers, den der gewiss gestrenge Senior Elmar Grabherr v/o Schmusy leitet, und zwar im „Vorarlberger Hof“ – im legendären „Riebelhof“ am Bahnhof, in dem „Clunia“ ihre Bude hat, bis 1938 die Gestapo einzieht.

Der kleine Anton wollte bei „Clunia“ Hassan gerufen werden, als Leibbursch ist im Pesonalienbuch Theodor Regensburger v/o Krach eingetragen, Hassan hingegen berichtet später von Josef Ellensohn v/o Schnauzel, dem Dekan des Montafon.

Hassan wird im Dezember 1930 geburscht und waltet zwei Semester als Kassier über die Aktivenkassa. Dass er sich in den Ferien auch bei „Rhätia“ vergnügt, versteht sich von selbst.

Hassan wird als sehr witziger Bursch beschrieben; was nicht schwer zu glauben ist, lacht ihm doch heute noch beim Erzählen der Schalk aus den Augen. Und er muss ein Bewegungstalent gewesen sein. Zumindest steht in „Clunias“ Bierzeitung, in der „Maturantenschau“ des Jahres 1933, zu lesen:

„Nunmehr naht Hassan der Wächter, die Zierde der turnenden Achten, wenn auf dem Recke er baumelt und balanciert auf dem schaukelnden Barren.“

Nachdem er ausgebaumelt hat, wechselt Hassan aus der Feldkircher „Kiste“ in den Brixner „Kasten“. Kein seltener Weg. 1934 studieren mindestens sieben Clunier am Priesterseminar in Brixen, darunter Antons Conmaturanten Peter Metzler v/o Harald und Otto Nigsch v/o Siegfried. Ab 1936 dürfen die Österreicher nicht mehr in Brixen weiter studieren, müssen sie aus dem faschistischen Italien vertrieben nach Innsbruck übersiedeln.

Am 10. Juli 1938 kann Generalvikar Bischof Franz Tschann unseren Anton Kegele zum Priester weihen. Seine Primiz wird in Weiler festlich begangen, was den inzwischen herrschenden Nationalsozialisten wenig gefällt.

Nach einem weiteren Jahr Studienjahr in Volders tritt Anton Kegele 1939 als Kaplan in Röthis in die Seelsorge ein. Unerschrocken und erfolgreich nimmt er sich in schwerer Zeit der Jugend an.

Nach neun glücklichen Jahren im Vorderland übersiedelt Anton Kegele nach Kaplan nach Bürs und wieder zwei Jahre später verschlägt es ihn als Pfarrer ins verträumte, aber auch fährnisreiche Buchboden. Dort erleben und überleben er und seine Schwester Melanie, die ihm 40 Jahre lang den Haushalt führt, im Jänner 1954 die große Lawinenkatastrophe, die seine kleine Kirche stark beschädigt. Kaum ist es unter Mühen gelungen, sie wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen, folgt Pfarrer Kegele 1960 dem Ruf seines Bischofs nach Wald am Arlberg, wo er im Juni 1998 sein 60. Priesterjubiläum feiern kann. 1999 geht der beliebte Seelsorger mit 87 Jahren in Pension – in alter Frische, wie sich noch heute jeder überzeugen kann.

Das belegt auch ein Ansinnen, das unser Bundesbruder jüngst an unseren Philisterkassier herangetragen hat. Er überlegt, sich von Hassan auf Kassian umspitzen zu lassen. Ein Lästermaul würde an dieser Stelle vielleicht sagen: Es ist nie zu spät, katholisch zu werden. Aber so etwas fiele mir im Traum nicht ein.

Lieber Bundesbruder, ich gestehe, dass ich nicht weiß, wie du zu Hassan gekommen bist; ob du dich nach dem kurpfälzischen Kammermohr benannt hast, ob wir bei Karl May nachforschen sollen oder sonst im muselmanischen Kosmos. Die Bierzeitung deutet vielleicht auf den alten Burgwächter Hassan in Heinrich Heines Tragödie „Almansor“. (Ich gestehe: nicht gelesen, nur gegoogelt.)

Bei Kassian würde ich auf den legendären ersten Bischof von Säben tippen, der als Brixner Diözesanpatron auch unser Vorarlberg 150 Jahre lange beschützt hat. Er wird mit Kassian von Imola gleichgesetzt, den seine Schüler mit Griffeln zu Tode marterten, weshalb er als Patron der Lehrer und Stenografen gilt. Wahrlich auch kein schlecht gewählter Verbindungsnamen.

Wie auch immer, Hochwürden, ich glaube, im Namen aller sagen zu dürfen, dass du uns als Hassan lieb und teuer bist, wir aber auch einer Rekatholisierung in Kassian sehr gerne unseren conventualen Segen geben – womit im Übrigen auch das Buchbodner Pfarrhofzeichen einen neuen Sinn ergäbe: „A K“, Anton vulgo Kassian.

Liebe Bundesbruder, mit der Überreichung des 150-Semester-Bandes möchten wir dir für alles herzlich „Vergelts Gott“ sagen. Du bist ein Clunier, der uns ein Vorbild ist, auf den wir stolz sein dürfen, mit dem wir uns freuen können, den wir gerne haben.

In Treue fest!

Ulrich Nachbaur v/o Snorre

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